Anleitung – Devore-Seidensamt selber machen

Anleitung: Devore-Seidensamt selber machen 

Dévoré-Seidensamt, der auch unter der Bezeichnung Ausbrennersamt bekannt ist, kennzeichnet sich durch seine plastischen Muster. Diese entstehen dadurch, dass der Flor stellenweise entfernt ist.

Im Zusammenhang mit dem Entfernen des Flors wird vom Ausbrennen gesprochen, strenggenommen wird der Flor aber vielmehr weggeätzt. Ausbrennerstoffe lassen sich sehr vielseitig einsetzen, für Kleidungsstücke und Accessoires beispielsweise genauso wie für elegante Heimtextilien.   

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Dabei ist es durchaus möglich, seine eigenen Ausbrennerstoffe zu kreieren und wie es geht, erklärt die folgende Anleitung für Dévoré-Seidensamt zum Selbermachen: 

 

Devore-Seidensamt selber machen – grundlegende Infos vorab

Das Ausbrennen erfolgt mithilfe von Chemikalien, die auf den Stoff aufgetragen werden. Sind die Chemikalien getrocknet, wird der Stoff gebügelt und nach dem Auswaschen bleibt das ausgebrannte Muster zurück. Allerdings funktioniert das Ausbrennen nur auf Stoffen, die sich als Mischgewebe aus natürlichen Proteinfasern und aus natürlichen oder halbnatürlichen Nicht-Proteinfasern zusammensetzen.

Seide besteht aus tierischen Proteinfasern und reagiert verhältnismäßig unempfindlich auf Säuren. Natürliche oder halbnatürliche Proteinfasern wie beispielsweise Baumwolle, Leinen oder Viskose hingegen sind säureempfindlich. Diese Eigenschaften kommen beim Dévoré zum Tragen, denn die Chemikalien, die beim Ausbrennen verwendet werden, ätzen nur die Nicht-Proteinfasern weg.

Würde Samt aus reiner Baumwolle verwendet werden, hätte der Stoff nach der Behandlung mit den Chemikalien weniger ein Muster, sondern vielmehr Löcher. Wichtig ist daher, ein Mischgewebe zu verwenden und ideal geeignet ist ein Samt, der aus Seide und Viskose besteht. Die erforderlichen Chemikalien gibt es in zwei Varianten. Zum einen sind die Chemikalien als gebrauchsfertige Mischungen erhältlich, zum anderen werden Zweikomponentenmischungen angeboten, die selbst angemischt werden müssen.

Letztere bestehen aus einem Gel und einem Salz und diese beiden Komponenten müssen exakt wie auf der Verpackung angegeben miteinander vermischt werden. Welche Variante verwendet wird, ist letztlich Geschmackssache, die Funktions- und Verarbeitungsweise ist identisch. In beiden Fällen gilt aber, dass Chemikalien ernsthafte Verletzungen der Haut, der Augen und der Atemwege verursachen können. Handschuhe, ein gut belüfteter Raum und ein vorsichtiger und gewissenhafter Umgang mit den Chemikalien sind daher absolute Pflicht.

Zudem dürfen die Chemikalien auf keinen Fall für Kinder oder Haustiere zugänglich sein! Sollte es versehentlich doch zu einem Haut- oder Augenkontakt kommen, müssen die entsprechenden Stellen sofort gründlich mit viel Wasser abgewaschen und danach direkt ein Arzt aufgesucht werden.  

 

Devore-Seidensamt selber machen – die benötigten Materialien

  • ·         Seidensamt mit Viskose
    ·         Chemikalien zum Ausbrennen als Fertig- oder als Zweikomponentenmischung
    ·         Hilfsmittel zum Auftragen; hierfür eignen sich beispielsweise eine kleine Flasche mit feiner Spitze oder eine leere Gutta- oder Seidenmalfarbeflasche. Je nach gewünschtem Muster können die Chemikalien aber auch mit einem Pinsel oder einem Stempel aufgetragen werden.
  • ·         Bügeleisen
    ·         Handschuhe und im Idealfall auch ein Atemschutz und eine Schutzbrille  

 

 

Devore-Seidensamt selber machen – die Anleitung

 

1. Die Chemikalien auftragen

Grundsätzlich ist unbedingt zu empfehlen, das Ausbrennen erst auf einem kleinen Probestück zu testen, um ein Gefühl für die benötigte Menge und das richtige Bügeln zu bekommen. Selbst wer schon Stoffe ausgebrannt hat, sollte bei jedem Mal ein Probestück anfertigen, denn jeder Stoff und jede Chemikalienmischung kann sich anders verhalten.

Der Stoff wird nun mit der Vorderseite nach unten auf der Arbeitsfläche ausgebreitet. Dann wird mit den Chemikalien ein Muster auf die Rückseite des Seidensamtes, also die Stoffseite ohne den weichen Flor, gemalt. Bei schlichten Mustern mit breiteren Linien kann ein Pinsel als Malwerkzeug verwendet werden, feine Linien lassen sich mit einer kleinen Flasche mit feiner Spitze gut aufbringen. Möglich ist aber auch, Stempel anzufertigen und diese als Auftragwerkzeug zu verwenden.

Die richtige Menge lässt sich am besten per Ausprobieren ermitteln. Wird zuviel von den Chemikalien aufgetragen, verlaufen die Konturen des Musters, ist die Menge zu gering, brennt sich das Muster nicht richtig ein. Solange die Chemikalien noch nicht getrocknet sind, können Korrekturen vorgenommen werden.

Dazu wird der Stoff mit Wasser ausgewaschen und anschließend kann das Muster noch einmal neu aufgemalt werden. Beim Malen darf aber nie vergessen werden, dass die Chemikalien stark ätzen. Insofern sind Handschuhe Pflicht und Haut- sowie Augenkontakte müssen auf jeden Fall vermieden werden. 

 

2. Den Stoff bügeln

Wenn das Muster fertig ist, müssen die Chemikalien trocknen. Wer den Trocknungsprozess etwas beschleunigen möchte, kann vorsichtig mit dem Föhn nachhelfen. Sobald die Chemikalien nicht mehr feucht glänzen, kann der Stoff gebügelt werden. Durch das Bügeln verwandelt sich das Salz in den Chemikalien in Säure, wodurch sich der Viskoseflor von der Seide löst.

Gebügelt wird der Stoff dabei wieder auf der Rückseite, also auf der Seite, auf der auch die Chemikalien aufgetragen wurden. Das Bügeleisen wird gleichmäßig hin- und herbewegt, bis der Stoff eine goldbraune Farbe annimmt, ähnlich wie ein geröstetes Toastbrot. Bleiben die bemalten Stellen weiß oder werden sie nur hellgelb, müssen die Bügeltemperatur erhöht oder das Bügeleisen langsamer bewegt werden.

Werden die Stellen hingegen dunkelbraun oder gar schwarz, wurde zu heiß gebügelt. Auch hier muss also wieder ein wenig herumexperimentiert werden, um die richtige Bügeltemperatur und -geschwindigkeit herauszufinden. Beim Bügeln werden stark ätzende Dämpfe freigesetzt, die zu Schädigungen der Schleimhäute und der Lunge führen können. Das Bügeln sollte deshalb am besten im Freien oder zumindest in einem sehr gut belüfteten Raum erfolgen.  

 

3. Den Stoff waschen

Nach dem Bügeln wird der Seidensamt umgedreht. Nun kann mit dem Fingernagel oder einem stumpfen Messer ausprobiert werden, ob sich der Flor löst. Normalerweise löst sich der Flor fast von alleine ab, sollte dies nicht der Fall sein, muss mit dem Bügeleisen noch einmal ein wenig nachgearbeitet werden. Dann wird der Stoff unter fließendem Wasser oder in der Waschmaschine gewaschen.

Dadurch wird der gesamte ausgebrannte Flor aus dem Seidensamt ausgewaschen. Wer möchte, kann das Auswaschen außerdem auch gleich mit einem Farbbad kombinieren.

 

Mehr Anleitungen zum Bemalen und Bearbeiten von Seide:

Thema: Anleitung Devore-Seidensamt selber machen

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