Die Geschichte der Seidenweber

Die Geschichte der Seidenweber

Seidenweber sind Weber, die darauf spezialisiert sind, Seide und Halbseide zu verarbeiten. Dabei verlangte die Seidenweberei von den Webern ein besonderes Gefühl für das Material, eine herausragende Fingerfertigkeit und ein Höchstmaß an Perfektion. Denn obwohl Seidenfäden als reißfest gelten, gehen sie beim Weben schnell kaputt.

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Die Geschichte der Seidenweber

Im glatten und sehr feinen Seidengewebe ist es aber kaum möglich, die Knoten von gerissenen Fäden zu verstecken. Solche Makel würden den Wert der kostbaren Seidenstoffe erheblich senken.

Die Geschichte der Seidenweberei

Einfache Webrahmen aus Holz, mit denen Stoffe von Hand gewoben werden konnten, gab es nachweislich schon in der Jungsteinzeit. Damit zählt das Weben zu den ältesten Kulturtechniken des Menschen. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstanden aber die ersten Entwürfe für mechanische Webstühle.

Im Jahr 1728 kam ein Seidenweber auf die Idee, seinen Webstuhl mit einem Schiffchen auszustatten. Durch diese Weiterentwicklung wurde es möglich, den Webvorgang zu beschleunigen.

Rund zwei Jahrzehnte später sorgte das Hinzufügen einer hölzernen Lochkarte dafür, dass erstmals Stoffe mit Mustern gefertigt werden konnten. Nur rund 40 Jahre später, nämlich im Jahr 1785, entwickelte Edmond Cartwright den ersten vollmechanischen Webstuhl.

Was für die Produktion ein Vorteil war, führte andersherum aber dazu, dass etliche Weber ihre Arbeitsplätze verloren.

Die Kunst der Seidenweberei stammt aus Asien. In Europa verbreitete sie sich im 12. Jahrhundert von Italien aus. Die Stadt Lucca in der Toskana gilt als Ausgangspunkt der europäischen Seidenweberei.

In Frankreich wurde Lyon zu einem Zentrum der Seidenweberei und in Deutschland war Köln im 16. Jahrhundert die erste Stadt mit einer bedeutsamen Seidenfabrikation.

Ende des 17. Jahrhunderts waren auch Berlin, Krefeld und Wien wichtige Standorte des Seidengewerbes.

Die Seidenweber von Krefeld

Krefeld blickt auf eine lange Tradition der Seidenweberei zurück und hat dank der Seidenmanufaktur glanzvolle Zeiten erlebt. Im Jahr 1720 gründete Peter von der Leyen eine Firma, die Seidenbänder und Samtwaren herstellte.

Die Brüder Friedrich und Heinrich von der Leyen brachten elf Jahre später eine neue Firma auf den Weg. Zahlreiche Privilegien wie zum Beispiel das preußische Seidenmonopol und der Schutz der preußischen Könige sollten dazu führen, dass diese Firma schon bald zu einer Weltfirma wurde.

In den 1760er-Jahren arbeiteten allein für den Leyenschen Familienbetrieb rund 4.000 Einwohner aus Krefeld und den umliegenden Ortschaften und betrieben die über 700 Webstühle. Adelshäuser aus aller Welt bestellten in Krefeld ihre kostbaren Gewänder und auch der katholische Klerus füllte die Auftragsbücher.

Der preußische König Friedrich II. verfügte, dass die Arbeit der Seidenweber unverzichtbar sei. Aus Krefeld durften deshalb keine Rekruten für seine Armee angeworben werden.

Die Seidenfabrikanten brachten es zu großem Ruhm, Ansehen und Wohlstand. Sie wurden als Seidenbarone bezeichnet. Auch Krefeld profitierte von dem Wohlstand und erhielt den Beinamen „Samt- und Seidenstadt“, der bis heute verwendet wird.

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Übrigens wurde Friedrich Heinrich von der Leyen in den preußischen Adelsstand erhoben, wodurch er und seine Nachfahren als Freiherren tatsächlich zu echten Baronen wurden.

Der Aufstand der Seidenweber

Vor der Industrialisierung arbeiteten die Seidenweber in aller Regel Zuhause an ihren eigenen Webstühlen. Als die Fabriken aufkamen, wurde die Seidenweberei zentralisiert. Mehrere Weber saßen nun gemeinsam in großen Hallen. Das ständige Klack-Klack der Webstühle verursachte einen immensen Lärm. Die Arbeit war hart und der Lohn dafür gering.

Im November 1828 formierte sich deshalb Widerstand. Denn die Fabrikbesitzer hatten angekündigt, die ohnehin schon magere Bezahlung der Seidenweber um etwa 15 Prozent zu kürzen. Die Seidenweber rebellierten.

Sie zogen singend und lärmend durch die Straßen, bauten sich vor den Häusern der Industriellen, die bis dahin nur Hochachtung in Krefeld genossen hatten, auf und schlugen deren Fensterscheiben ein. Kurze Zeit später formierte sich auch im französischen Lyon eine Protestbewegung der Seidenweber, die mit zwei großen Aufständen einherging.

Die Proteste der Seidenweber wurden von den Husaren gewaltsam niedergeschlagen. Es gab Tote und viele Arbeiter wurden vertrieben. Trotzdem gingen die Aufstände in die Geschichte ein. Karl Marx bezeichnete den Aufstand der Krefelder Seidenweber als den ersten Arbeiteraufstand in der deutschen Geschichte.

Die Proteste der Seidenweber in Frankreich wiederum wurden zum Ausgangspunkt der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts.

Noch heute erinnert zum Beispiel das „Haus der Seidenkultur“ in Krefeld an die Geschichte der Seidenweberei in Europa und vor allem Deutschland.

Seidenweber heute

Den Beruf des Seidenwebers, der früher oft auch Seidenwirker genannt wurde, gibt es bis heute, wenn auch in abgewandelter Form. Inzwischen heißt der Beruf „Textilgestalter im Handwerk der Fachrichtung Weben“ und ist ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk. Die Ausbildung dauert drei Jahre und endet mit der Gesellenprüfung.

In den westlichen Industrieländern werden die meisten Gewebe industriell produziert, außerdem werden sehr viele Textilien importiert.

Die Seidenweberei in ihrer klassischen Form ist deshalb eher eine Nische, die im Kunsthandwerk angesiedelt ist. In den Ländern der Dritten Welt und den Schwellenländern sieht es etwas anders aus. Hier wird durchaus noch traditionell von Hand gewebt.

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Hier schreiben Michael Husmann, Geschäftsinhaber einer B2B Stoffhandel Firma, die Künstlerin Elke Bornholt, mit einem Faible für Seidenmalerei und Bastelarbeiten, Karina Notzko, - Schneidermeisterin, die Youtuberin Sevilart ( Deko, Bastel und Kreativ-Videos) sowie Christian & Ferya Gülcan (Fashionexpertin), - Künstler (Maltechniken) Inhaber Koozal Galerie & Design (auch Import & Handel Seidenwaren), Betreiber der Webseite und Redakteure. Wir möchten alles Wissenswerte rund um Seide, Seidenmalerei und Mode aus Seidenstoffen vermitteln.

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