Die wichtigsten Merkmale von natürlichen und synthetischen Textilfasern, 3. Teil

Die wichtigsten Merkmale von natürlichen und synthetischen Textilfasern, 3. Teil

Natürliche Textilfasern nutzt der Mensch schon seit jeher, um Dinge wie Kleidung, Decken, Körbe oder Seile daraus herzustellen. Ende des 19. Jahrhunderts konnte die Palette dann um die ersten künstlichen Textilfasern erweitert werden. Heute steht eine große Auswahl an Geweben bereit, sodass wir je nach Anwendung, Anforderungen und persönlichen Vorlieben das optimale Material auswählen können.

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Die wichtigsten Merkmale von natürlichen und synthetischen Textilfasern, 3. Teil

Dabei zeichnen sich natürliche und synthetische Fasern jeweils durch besondere Eigenschaften aus. In einer Beitragsreihe schauen wir uns die Merkmale sowie die Vor- und Nachteile an.

Dabei haben wir in den beiden vorhergehenden Teilen natürliche Textilfasern näher beleuchtet.

Jetzt, im 3. und letzten Teil, kümmern wir uns um synthetische Textilfasern:

Die synthetischen Fasern

Im Unterschied zu Naturfasern, die von Pflanzen oder Tieren geliefert werden, entstehen synthetische Fasern aus flüssigen Kunststoffen. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Textilfasern gehören Polyester, Nylon, Perlon, Acryl und Elasthan.

Polyester

Für die Produktion von Polyesterfasern wird ein Kunststoffgranulat bei 280 Grad Celsius geschmolzen und anschließend unter hohem Druck durch Düsen gepresst, um einen Endlosfaden zu formen.

Im Ergebnis entsteht eine sehr feine synthetische Faser, die sowohl zu zarten und transparenten Stoffen als auch zu dicken und robusten Geweben verarbeitet werden kann.

Polyester ist deshalb ein echter Allrounder, der sich für strapazierfähige Arbeitskleidung oder funktionale Outdoor-Klamotten genauso eignet wie für bequeme Freizeitkleidung oder filigrane Unterwäsche.

Nylon

Im Jahr 1935 erfunden, gehört Nylon zu den ältesten Kunstfasern überhaupt. Bekannt wurde die Faser als Material für Feinstrumpfhosen, aber aus Nylon werden auch Fallschirme und Heißluftballons gefertigt.

Denn Nylon ist extrem reißfest und witterungsbeständig. Allerdings ist Nylon nicht in der Lage, Feuchtigkeit zu absorbieren.

Aus diesem Grund wird die Faser für Kleidung mit Naturfasern vermischt oder zu Funktionsstoffen mit wasserdurchlässigen Poren verarbeitet.

Perlon

Perlon ist ein Polymer aus der Gruppe der Polyamide. Die Kunstfaser wurde einst entwickelt, um die Eigenschaften von Nylon zu kopieren, ohne dessen Patentrechte zu verletzen.

Zu den besonderen Merkmalen gehört, dass Perlon formstabil, reißfest, witterungsbeständig und elastisch ist. Außerdem lässt sich diese Kunstfaser besser färben als Nylon.

Polyacryl und Elasthan

Mit Fasern aus Polyacryl können Stoffe hergestellt werden, die eine so aufgebauschte und flauschige Struktur haben, dass sie wie echte Wolle anmuten. Die Lufteinschlüsse im Gewebe führen dazu, dass Stoffe aus Polyacryl schön warm halten und kaum knittern.

Elasthan wiederum ist eine sehr elastische Kunstfaser. Sie kann sich um bis zu 700 Prozent ihrer Länge ausdehnen.

Aus diesem Grund wird die synthetische Faser all jenen Stoffen zugesetzt, bei denen eine hohe Bewegungsfreiheit gewünscht ist. Dazu gehören Sportbekleidung genauso wie zum Beispiel Stretchhosen oder Spannbetttücher.

Die Regeneratfasern

Regeneratfasern sind gewissermaßen nachhaltige Kunstfasern. Denn im Unterschied zu synthetischen Fasern basieren sie nicht auf Mineralöl, sondern auf dem nachhaltigen Rohstoff Zellulose. Sie werden mithilfe von Lösungsmitteln aus Buchenholz oder Bambus gewonnen und dann zu langen Fasern gesponnen.

Zu den bekanntesten Regeneratfasern gehören diese:

  • Die Kunstfaser Viskose wurde schon im Jahr 1924 entwickelt. Die Stoffe auf Zellulose-Basis sind leicht, halten die Farbe gut und fallen fließend. Deshalb erwies sich Viskose als gute Alternative zu echter Seide.
  • Lyocell ist auch unter dem Markennamen Tencel bekannt. Weil das Lösungsmittel während der Produktion nahezu vollständig extrahiert und wiederverwendet werden kann, gilt die Kunstfaser auf Zellulose-Basis als besonders umweltfreundlich.
  • Der Rohstoff für Modal sind Späne aus Buchenholz. Sie werden geschreddert und nach einer chemischen Aufbereitung zu langen Fasern geformt. Der fertige Stoff hat Eigenschaften, die natürlicher Baumwolle ähneln.
  • Bei der Verarbeitung von Zellulose zu Acetat wird Essigsäure eingesetzt. Die Säure lässt eine glänzende und elastische Faser entstehen, aus der knitterarme Stoffe hergestellt werden können. Triacetat ist eine Weiterentwicklung, die noch hitzebeständigere Fasern hat. Aus diesem Grund können die Textilien durch die Einwirkung von Wärme in Falten gelegt werden.
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Die wichtigsten Merkmale von natürlichen und synthetischen Textilfasern, 3. Teil (2)

Die Vor- und Nachteile von synthetischen Fasern

Kunstfasern wirken billig und führen dazu, dass der Träger schnell stark schwitzt. Dieses Vorurteil gilt schon lange als überholt. Ganz im Gegenteil haben moderne Kunstfasern einige Vorteile gegenüber Naturfasern. Allerdings gibt es auch einige gravierende Nachteile.

Umweltbelastung

Synthetische Fasern wie Polyester, Polyacryl oder Polyamid basieren auf Erdöl. Dadurch verbrauchen sie fossile Ressourcen, bei deren Gewinnung viel CO2 entsteht.

Die drei genannten Textilfasern machen etwa 65 Prozent der weltweiten Textilproduktion aus und benötigen fast 100 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr. Das macht die Textilindustrie zu einem der größten CO2-Emittenten überhaupt.

Hinzu kommt, dass Kunststofffasern beim Waschen in der Waschmaschine durch die Reibung Mikroplastik erzeugen.

Die winzigen Kunststoffpartikel landen am Ende in den Weltmeeren. Umweltverbände schätzen, dass etwa 35 Prozent der marinen Plastikverschmutzung aufs Konto von Kunststofffasern gehen.

Bei Regeneratfasern sieht die Sache aber schon ganz anders aus. Solange die Zellulose aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt und keine Pestizide zum Einsatz kommen, gelten Regeneratfasern als besonders umweltfreundlich.

Der Pluspunkt von Viskose aus Bambus besteht zusätzlich darin, dass Bambus wesentlich schneller wächst als unsere heimischen Buchen.

Dafür punktet Lyocell aus Buchenholz mit einem Herstellungsverfahren, das die Umwelt kaum mit Lösungsmitteln belastet. Anders als synthetische Fasern sind Kunstfasern auf Zellulose-Basis außerdem recycelbar und biologisch abbaubar.

Tragekomfort

Eine Arbeitshose aus Polyestergewebe ist fast unzerstörbar, während Elasthan maximale Bewegungsfreiheit bietet, die zum Beispiel beim Sport ein echter Vorteil ist. Moderne Funktionsfasern sorgen dafür, dass trotz schweißtreibendem Sport ein angenehm trockenes Körpergefühl bestehen bleibt.

So bewirkt etwa eine spezielle Textur, dass die Oberfläche der Coolmax-Polyesterfaser um 20 Prozent größer ist. Dadurch entsteht eine Kapillarwirkung, die den Schweiß des Sportlers vom Körper nach außen transportiert.

In Situationen, die mit speziellen, teils sogar extremen Anforderungen einhergehen, können synthetische Fasern also durchaus überzeugen. Im Alltag wiederum punkten Zellulosefasern, die ähnlich weich und luftdurchlässig sind wie Baumwolle.

Wenn es um die wohlige Wärme geht, die Kleidung aus Wolle im Winter spendet, haben künstliche Fasern hingegen klar das Nachsehen.

Polyacryl ähnelt Wolle zwar und wärmt ebenso. Aber die Kunstfaser kann, anders als Wolle, keine Feuchtigkeit aufnehmen und ableiten. Die Folge ist, dass wir in einem Acrylpullover eher schwitzen als in einem Wollpulli.

Allergikerfreundlich und pflegeleicht

Wer eine sehr empfindliche Haut hat, kann auf Wollwachs mit unangenehmen Hautirritationen reagieren. Auch andere Stoffe aus Naturfasern können für Allergiker problematisch werden. Im Unterschied dazu werden Kunstfasern von Allergikern und Menschen mit sensibler Haut in aller Regel gut vertragen.

Ein weiterer Pluspunkt von synthetischen Fasern ist, dass sie pflegeleicht sind. Anders als zum Beispiel Wolle oder Seide können Textilien aus Kunstfasern in aller Regel problemlos im Buntwäsche-Programm gewaschen werden.

Ein spezielles Waschmittel ist nicht erforderlich. Das Trocknen an der Leine funktioniert genauso wie im Wäschetrockner, wobei synthetische Textilfasern oft deutlich schneller trocknen als Naturfasern.

Auch auf das Bügeln können wir verzichten, denn Kunstfasern knittern kaum. Wer im Alltag wenig Zeit hat oder in der Textilpflege recht unerfahren ist, trifft mit Textilien aus synthetischen Fasern deshalb eine gute Wahl.

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Hier schreiben Michael Husmann, Geschäftsinhaber einer B2B Stoffhandel Firma, die Künstlerin Elke Bornholt, mit einem Faible für Seidenmalerei und Bastelarbeiten, Karina Notzko, - Schneidermeisterin, die Youtuberin Sevilart ( Deko, Bastel und Kreativ-Videos) sowie Christian & Ferya Gülcan (Fashionexpertin), - Künstler (Maltechniken) Inhaber Koozal Galerie & Design (auch Import & Handel Seidenwaren), Betreiber der Webseite und Redakteure. Wir möchten alles Wissenswerte rund um Seide, Seidenmalerei und Mode aus Seidenstoffen vermitteln.

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