Die wichtigsten Merkmale von natürlichen und synthetischen Textilfasern, 1. Teil
Natürliche Textilfasern wie Baumwolle, Wolle oder Leinen verwendet der Mensch schon seit der Steinzeit, und das nicht nur für Kleidung oder Decken, sondern auch um Werkzeuge und Hilfsmittel wie Seile oder Körbe daraus herzustellen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann die ersten Kunstfasern erfunden. Doch sowohl natürliche als auch synthetische Textilfasern sind bis heute unverzichtbar.
Denn jede Faser hat ihre ganz besonderen Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile. Welcher Stoff am besten geeignet ist, richtet sich deshalb immer nach dem Verwendungszweck, den individuellen Ansprüchen und den persönlichen Vorlieben.
In einem mehrteiligen Beitrag nennen wir die wichtigsten Merkmale von natürlichen und synthetischen Textilfasern.
Dabei starten wir im 1. Teil mit den Naturfasern:
Inhalt
Natürliche Textilfasern
Zu den Naturfasern gehören alle Fasern, die direkt von ihrer natürlichen Quelle gewonnen und ohne eine chemische Bearbeitung zu Garnen und Stoffen verarbeitet werden können. Lieferanten dieser Fasern können sowohl Pflanzen als auch Tiere sein.
Pflanzenfasern
Fachleute teilen pflanzliche Naturfasern danach in Kategorien ein, wo sich die Faser in der Pflanze befindet. Bei den sogenannten Samenfasern bilden sich haarähnliche Fasern in den Samenkapseln der Pflanzen. Beispiele dafür sind Baumwollpflanzen, Pappeln und Kapokbäume.
Als Bastfasern werden Pflanzenfasern bezeichnet, die sich in den Stängeln von Pflanzen bilden. Das ist zum Beispiel bei Bambus, Flachs und Hanf der Fall.
Die dritte Kategorie sind die Hartfasern, die meist aus den Blättern einer Pflanze gewonnen werden. Ein Beispiel dafür ist Sisal, das aus den Blättern einer Agaven-Art stammt.
Tierische Naturfasern
Zu den tierischen Naturfasern zählen überwiegend die Haare von Schafen, Ziegen und Kamelarten, aber auch von Tieren wie Kaninchen, Chinchillas, Bibern und Nerzen. Eine weitere Kategorie von tierischen Naturfasern bilden Seiden.
Seiden sind Endlosfäden, sogenannte Filamente, die Falter wie der Maulbeerspinner bei der Herstellung ihrer Kokons aus einem Sekret produzieren. Daneben gibt es einige Spinnenarten und auch Muschelarten, die Seidenfäden herstellen.
Letztere nutzen die Fäden, um sich an Felsen und Riffs festzuhalten.
Die beliebtesten Naturfasern
Über den Globus verteilt gibt es hunderte verschiedene Naturfasern. Doch weil viele von ihnen aus den Ressourcen gewonnen werden, die vor Ort vorhanden sind, sind sie in erster Linie regional bekannt und verbreitet.
Bei einem hohen Bedarf an Textilfasern, wie es in Deutschland der Fall ist, werden die Naturfasern von Produzenten weltweit eingekauft.
So werden hierzulande zum Beispiel etwa 3.000 Tonnen Textilfasern aus dem regionalen Hanfanbau gewonnen, dafür aber jedes Jahr etwa 200.000 Tonnen Baumwolle importiert.
Zu den beliebtesten Naturfasern in Deutschland gehören diese:
Wolle und Edelhaare
Die weltweite Produktionsmenge von Wolle liegt bei 2,2 Millionen Tonnen pro Jahr und macht Wolle damit zur gefragtesten Naturfaser tierischen Ursprungs.
Für die Textilproduktion werden die weichen Haare der Wollschafe zunächst zu Garnen versponnen. Anschließend werden aus den Garnen Stoffe gewebt oder gestrickt.
Ein einzelnes Wollhaar ist vier bis sieben Zentimeter lang und bis zu zwölfmal gewellt. Die leichte und wellige Struktur der Wollhaare bewirkt, dass Wollstoffe große Lufteinschlüsse haben. Dadurch isolieren die Stoffe bei einem geringen Eigengewicht gut und können viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen.
Neben Wollschafen liefern auch andere Tiere Haare für Wollstoffe. Dazu gehören Angorakaninchen, Kaschmirziegen und viele Kamelarten. Sie haben edle Haare, aus denen qualitativ hochwertige Stoffe hergestellt werden können.
Ein beliebtes Material für elegante Maßanzüge ist die sehr feine Wolle der Vikunjas. Vikunjas gehören zur Gruppe der höckerlosen Neuweltkamele und sind zusammen mit Alpakas in Südamerika heimisch.
Seide
Ein einzelner Seidenfaden kann bis zu 3.000 Meter lang sein. Aus diesem Grund ist es nicht notwendig, die endlosen Seidenfäden für die Weiterverarbeitung zuerst zu Garn zu verspinnen. Stattdessen können mehrere Fäden miteinander verzwirnt und danach zu Textilien gewebt werden.
Als Endlos-Filamente verleihen Seidenfasern dem Stoff eine sehr glatte, weiche und sanft fließende Oberfläche, die auf der Haut angenehm kühlt. Weil Seide eine schlechte Leitfähigkeit hat, wärmt sie aber andersherum bei kühler Witterung.
Denn die Seide hält die Wärme am Körper und bildet auf diese Weise eine isolierende Schicht gegen die Kälte von außen.
Leinen
Im europäischen Raum ist Flachs die älteste Faserpflanze. Archäologische Funde in Georgien belegen, dass die Menschen die Pflanze schon vor 34.000 Jahren für Textilien verwendet haben.
Damals bot der Rohstoff wichtige Vorteile. So konnten die Menschen Flachs nicht nur nutzen, um Tierhäute zusammenzunähen.
Stattdessen fertigten sie daraus auch Seile, mit denen sie ihr Hab und Gut zu Bündeln zusammenschnüren und transportieren konnten, wenn sie weiterzogen.
Die bei uns heimische Pflanze wird neben Flachs auch „Gemeiner Lein“ genannt. Davon leitet sich der Name des Stoffes ab, der daraus gewonnen wird. Leinen ist robust, strapazierfähig und kann bei hohen Temperaturen gewaschen werden.
Textilien aus Leinen sind langlebig und bilden auch dann keine Fusseln, wenn sie oft und viel getragen werden. Weil Leinen luftdurchlässig ist und für ein angenehmes Körperklima sorgt, wird die Pflanzenfaser gerne für Sommerkleidung verwendet.
Baumwolle
Mit einer weltweiten Produktionsmenge von 25 Millionen Tonnen pro Jahr ist Baumwolle die mit Abstand wichtigste Textilfaser natürlichen Ursprungs. Seine große Beliebtheit verdankt der Baumwollstoff seinen vielen vorteilhaften und praktischen Trage- und Pflegeeigenschaften.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Vielseitigkeit. So lässt sich die Baumwollfaser von leichtem Jersey bis hin zu schwerem Denim zu den verschiedensten Stoffqualitäten verarbeiten.
Ohne Baumwolle wäre die Vielfalt in der Welt der Mode kaum möglich.
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