Wie nachhaltig ist Seide?
Seide wird schon seit Jahrtausenden wegen ihres luxuriösen Anmuts, ihres edlen Glanzes und ihres zarten Griffs geschätzt. Sie zählt zu den ältesten, kostbarsten und zugleich begehrtesten Stoffen überhaupt und nimmt dadurch unter den Textilien einen besonderen Stellenwert ein. Aber Seide ist nicht gleich Seide. In diesem Beitrag schauen wir uns die Unterschiede zwischen konventioneller Seide, Bioseide und Peace-Silk an und versuchen dabei die Frage zu klären, wie nachhaltig Seide eigentlich ist.
Inhalt
Der Ursprung der Seide
Die Geschichte der Seide reicht mehr als 5.000 Jahre zurück. Eine Legende besagt, dass Seide entdeckt wurde, als ein Kokon in die Teetasse der chinesischen Kaiserin Leizu fiel.
Als die Kaiserin versuchte, den Kokon aus dem Tee zu fischen, löste sich der Seidenfaden und offenbarte so die außergewöhnliche Faser.
Lange Zeit blieb die Seidenproduktion ein gut gehütetes Geheimnis der Chinesen und machte den Stoff dadurch zu einem wertvollen Gut.
Auf der alten Seidenstraße spielte die Seide dann eine maßgebliche Rolle. Das Netz aus verschlungenen Handelsrouten machte den Austausch von Waren, Ideen und Kulturen zwischen dem Osten und dem Westen einfacher. Dabei wurde die Seide zu einem Sinnbild für Luxus, Status und Reichtum und war dementsprechend begehrt.
Lieferanten der Seidenfasern sind die Seidenraupen, also die Larven von Seidenspinnern. Am häufigsten wird der Maulbeerseidenspinner für die Seidenproduktion verwendet.
Wenn sich die Seidenraupen in ihren Kokons verpuppen, produzieren sie einen einzigen Seidenfaden, der bis zu 900 Meter lang sein kann.
Die konventionelle Seide
In der konventionellen Seidenproduktion werden die Kokons in kochendes Wasser gegeben, bevor die Raupen als Falter geschlüpft sind. Weil der Kokon zu diesem Zeitpunkt noch intakt ist, lässt sich ein endlos langer und qualitativ hochwertiger Seidenfaden abwickeln.
Die von Natur aus glatten, leichten und glänzenden Seidenfasern sind hypoallergen und deshalb auch für Leute mit einer sehr empfindlichen Haut geeignet. Außerdem ist Seide in der Lage, die Temperatur zu regulieren.
Dadurch wärmt sie bei kühler Witterung und kühlt im Sommer. Nicht zu vergessen ist auch die wirtschaftliche Bedeutung.
Seide ist in den Produktionsländern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und sichert an den Produktionsstätten vielen Beschäftigten den Lebensunterhalt.
Problematisch ist die konventionelle Produktion aber mit Blick auf den Tierschutz. Immerhin werden die Seidenraupen getötet, bevor ihre Entwicklung zum Falter abgeschlossen ist.
Auch der Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und künstlichen Düngemitteln beim Anbau der Maulbeerbäume macht die Seidenproduktion nicht unbedingt nachhaltig. Zumal neben Chemikalien große Mengen an Wasser und Energie notwendig sind.
Die fünf wichtigsten Produktionsländer für konventionelle Seide sind China, Indien, Usbekistan, Thailand und Brasilien. Hier sind die Arbeitsbedingungen zum Teil kritisch.
Hinzu kommt, dass die Seidenindustrie die genetische Artenvielfalt bedroht. Denn für die Seidenproduktion werden nur wenige Seidenspinnerarten gezüchtet.
Sie werden dadurch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Einheimische Arten hingegen werden in der Umgebung der Betriebe zunehmend verdrängt.
Die Bioseide
Die Produktion von Bioseide stützt sich auf umweltfreundliche und nachhaltige Verfahren. Die Seidenraupen werden mit Maulbeerblättern gefüttert, die biologisch angebaut werden und ohne den Einsatz von Pestiziden, chemischen Düngern und Gentechnik auskommen.
Für die gesamte Seidenherstellung ab der Fütterung der Raupen bis zur Ernte der Kokons gelten strenge ökologische Standards.
Bioseide enthält keine Chemikalien oder Giftstoffe. Dadurch ist sie nicht nur sicher und angenehm auf der Haut, sondern schont auch die Umwelt. Ökologische Anbaumethoden schützen das Erdreich und tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei.
Ein Pluspunkt ist außerdem, dass die Tiere verantwortungsvoll behandelt werden, um ihr Wohlergehen sicherzustellen.
Trotzdem werden die Seidenraupen auch für Bioseide getötet. Das Verfahren ist zwar sanfter als das Abkochen bei konventioneller Seide, aber den Zyklus bis zum Falter schließen die Seidenspinner nicht ab.
Peace-Silk
Peace-Silk wird auch Ahimsa-Seide oder gewaltfreie Seide genannt. Das Konzept stellt das Tierwohl in den Vordergrund. Die Idee ist, das natürliche Verhalten und den Lebenszyklus der Seidenspinner zu respektieren und ihnen dadurch die Möglichkeit zu geben, ihre Aufgabe im Ökosystem zu erfüllen.
Aus diesem Grund werden die Seidenraupen nicht abgetötet. Stattdessen werden die Kokons erst verarbeitet, nachdem die Falter geschlüpft sind.
Beim Schlüpfen beißen die Falter ein Loch in die Kokons. Dadurch gibt es keinen Endlosfaden, sondern viele kürzere Fäden. Im Ergebnis entsteht eine Seide, die etwas rauer ist und kleine Unregelmäßigkeiten aufweist.
Zu bedenken gilt außerdem, dass Peace-Silk zwar den Tierschutz in den Vordergrund stellt, aber nicht zwangsläufig auch auf eine ökologische Produktion setzt.
Ein biologischer Anbau der Futterpflanzen und umweltfreundliche Produktionsverfahren wie bei der Bioseide müssen nicht gegeben sein.
Wie nachhaltig ist Seide also?
Die natürliche Schönheit, die gute Hautverträglichkeit und die hohe Qualität machen Seide nach wie vor zu einem edlen und kostbaren Stoff. Führen wir uns vor Augen, dass ein hochwertiges Kleidungsstück länger getragen wird, ist ein Seidenteil durchaus nachhaltig.
Denn zur Nachhaltigkeit gehört auch, lieber mehr Geld zu investieren und ein Teil lange zu nutzen, als mehrere günstige Textilien zu kaufen, die schon nach kurzer Tragezeit wieder aussortiert werden.
Alternativen zu konventioneller Seide können Bioseide und Peace-Silk sein. Sie sind insofern nachhaltiger, als sie den Umweltschutz oder das Tierwohl in den Vordergrund stellen.
Wer auf die Ästhetik der Seide nicht verzichten und sich gleichzeitig bewusst für nachhaltige Seidenprodukte entscheiden möchte, sollte nach Marken Ausschau halten, die mit Bio-Peace-Silk arbeiten und so auf allen Ebenen zukunftsorientiert und verantwortungsvoll wirtschaften.
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