Die Seidenstraße im ausführlichen Portrait, 2. Teil

Die Seidenstraße im ausführlichen Portrait, 2. Teil

Früher war die legendäre Seidenstraße eine wichtige Handelsroute zwischen Asien und Europa. Wobei der Name Seidenstraße strenggenommen so gar nicht richtig ist. Denn zum einen wurde auf dem Handelweg nicht nur mit Seide, sondern mit den verschiedensten Dingen gehandelt. Und zum anderen bestand die rund 6.400 Kilometer lange Route aus einem ganzen Straßen- und Wegenetz.

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Die Seidenstraße im Portrait

Während die einstige Handelroute lange Zeit vor allem in Geschichtsbüchern noch ein Thema war, taucht die altehrwürdige Seidenstraße in jüngerer Vergangenheit nun wieder häufiger in den Medien auf.

China hat sich nämlich zum Ziel gemacht, einen Wirtschaftsraum aufzubauen, der Asien, Europa und Afrika miteinander verbindet. Und in Anlehnung an die alten Zeiten heißt das Projekt “Neue Seidenstraße”.

Grund genug, der Seidenstraße ein ausführliches Portrait zu widmen. Dabei haben wir im 1. Teil aufgezeigt, welche Bedeutung in wirtschaftlicher, kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht die Seidenstraße hatte.

In diesem 2. Teil der Beitragsreihe ordnen wir die Seidenstraße geographisch ein:

Natur und Klima entlang der Seidenstraße

Im Unterschied zu vielen anderen Handelswegen war die Seidenstraße keinesfalls eine Route, die durch die Natur vorgegeben war. Ganz im Gegenteil! Auf dem Weg vom Mittelmeer nach China verlief die Seidenstraße durch Trockengebiete und Wüsten.

Die Handelsreisenden mussten wasserloses, versengtes Land passieren, um die nächste Oase zu erreichen. Sie durchquerten das Zweistromland, das Iranische Hochland und das Tiefland von Turan. Im Tarimbecken mit der Taklamakan-Wüste angekommen, waren sie von den höchsten Gebirgsketten der Welt umgeben. Denn während sich im Norden der Tian Shan und im Westen der Pamir erhoben, ragten im Südwesten der Karakorum und im Süden der Kunlun in den Himmel.

Es gab nur wenige Pässe, die durch die Gebirge führten. Und diese Pässe hatten es in sich. Immerhin galt es, gut 5.000 Höhenmeter zu überwinden.

So unterschiedlich und anspruchsvoll wie die Landschaften waren, so schwierig und rau war auch das Klima. Sandstürme standen an der Tagesordnung und während die Temperaturen im Sommer oft weit über die 40-Grad-Marke kletterten, fielen sie im Winter gerne auf deutlich unter 20 Grad.

Gerade diese schwierigen Bedingungen dürften ein Grund dafür sein, warum sich insgesamt nur recht wenige feste Verkehrswege ausbildeten. Stattdessen wichen die Handelsreisenden an vielen Stellen auf alternative Routen aus.

Der Verlauf der Seidenstraße

Wenn von der Seidenstraße die Rede ist, dann ist damit meist die frühere Hauptroute gemeint. Sie beginnt am Mittelmeer und endet in China. Neben dem Hauptweg weist die Route ein paar Verzweigungen auf. Da die Route sehr lang ist, wird sie in den westlichen, den mittleren und den östlichen Abschnitt unterteilt.

Die westliche Seidenstraße

Die westliche Seidenstraße nahm an den Hafenstädten am Mittelmeer ihren Anfang. Sie begann in Merw und führte anschließend über Maschhad, Damghan, Teheran, Hamadan und Bagdad bis nach Palmyra.

In nordwestlicher Richtung ging es von dort aus über Aleppo nach Antiochia und Tyros weiter bis nach Istanbul. In südwestlicher Richtung führte die Route über Damaskus nach Gaza und dann weiter nach Kairo und Alexandria.

Die mittlere Seidenstraße

An die westliche Seidenstraße schloss sich die mittlere Seidenstraße an. Dieser Abschnitt war das Herzstück der Handelsroute. Er erstreckte sich über die Hochebene im Osten Irans bis zur Wüste Gobi und der Stadt Dunhuang.

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Nach Süden hin gab es einen Abzweig bis nach Kaschmir und Peschawar. Damit schaffte die mittlere Seidenstraße die Verbindung vom Iran mit Indien und China und verband somit gleichzeitig drei der wichtigsten Kulturräume in Asien miteinander.

Das Land war von Wüsten und alten Oasenstädten, der Kasachensteppe im Westen, der mongolischen Steppe im Osten und den hohen Gebirgen geprägt. Allerdings bestand die mittlere Seidenstraße nicht nur aus einer durchgehenden Hauptroute, sondern wies teilweise verschiedene Zweige auf, die an anderer Stelle wieder aufeinandertrafen.

Von Merw aus hatten die Handelsreisenden die Möglichkeit, den Amudarja zu überqueren und anschließend über Buchara bis nach Samarkand zu reisen. Von hier aus führte ein Zweig über Taschkent, Turpan und Hami, bis er bei Guazhou wieder auf den Hauptzweig stieß. Der Hauptzweig hingegen folgte dem Oberlauf des Jaxartes. So ging der Weg von Samarkand nach Kokand, dann weiter über das Tian Shan-Gebirge und erreichte schließlich Kaschgar im Tarimbecken.

Um die Wüste Taklamakan im Tarimbecken zu umgehen, gab es zwei Möglichkeiten. Im Süden konnten die Handelsreisenden die Route über Yarkant, Khotan und Miran bis nach Dunhuang nehmen. Nachdem ein Klimawechsel der Region mehr Wasser beschert hatte, wurde diese Route zum üblichen Weg. Allerdings bleib das Wasser nicht und die Oasen trockneten im Verlauf der Geschichte wieder aus.

Ab dem 5. Jahrhundert wichen die Handelsreisenden deshalb auf die Route im Norden aus. Sie führte von Kaschgar über Aksu, Kuqa, Karashar und Loulan nach Dunhuang. In Kuqa gab es noch einen weiteren Abzweig, der in nordöstlicher Richtung verlief und über Turpan führte. Über Pfade war zudem das Siebenstromland mit der mittleren Seidenstraße verbunden.

Wollten die Handelsreisenden nach Indien, mussten sie sehr hohe Gebirge mit steilen Pässen und tiefen Schluchten überqueren. Folgten sie dem Oberlauf des Oxus, kamen sie über Balkh zum Khyber-Pass. Nach der Überquerung des Hindukusch erreichten sie schließlich die Provinz Gandhara im Nordwesten Indiens.

Ab dem 3. Jahrhundert kam aber auch eine andere Route zum Einsatz. Sie führte vom oberen Indus-Tal über Gilgit und das Hunza-Tal, dann weiter über das Karakorum-Gebirge bis nach Kaschgar. Dieser Weg ist auch die Route, die der Karakorum Highway nimmt, der ab den 1960er-Jahren gebaut wurde.

Die östliche Seidenstraße

Im Osten ging die mittlere Seidenstraße in die östliche Seidenstraße über. Dieser Abschnitt führte zu den wichtigsten Städten in China. Die östliche Seidenstraße begann in Dunhuang und verlief über den Gansu- oder den Hexi-Korridor bis nach Jiayuguan.

Hier endete die Große Mauer, die gebaut worden war, um den Handelsweg zu schützen. Der Weg ging dann weiter über Zhangye, Wuwei, Lanzhoz, Tianshui und Baoji bis Chang‘an. Das letzte Stück schließlich brachte die Handelsreisenden nach Peking oder Nanjing. 

Im nächsten Teil nehmen wir uns die Geschichte der Seidenstraße vor.

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Hier schreiben Michael Husmann, Geschäftsinhaber einer B2B Stoffhandel Firma, die Künstlerin Elke Bornholt, mit einem Faible für Seidenmalerei und Bastelarbeiten, Karina Notzko, - Schneidermeisterin, die Youtuberin Sevilart ( Deko, Bastel und Kreativ-Videos) sowie Christian & Ferya Gülcan (Fashionexpertin), - Künstler (Maltechniken) Inhaber Koozal Galerie & Design (auch Import & Handel Seidenwaren), Betreiber der Webseite und Redakteure. Wir möchten alles Wissenswerte rund um Seide, Seidenmalerei und Mode aus Seidenstoffen vermitteln.

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